Reisen auf der Grünen Welle

Um in die arktischen Brutgebiete zu gelangen, müssen die Gänse weite Strecken reisen. Auch wenn sie für den Zug reichlich Fettreserven im Wattenmeer und den binnenländischen Rastgebieten angelegt haben, reichen diese nicht aus. Die Gänse müssen nach etwa 1000 - 1500km einen Zwischenstopp einlegen, um die Reserven zu ergänzen.

Gänse sind relativ schlechter Nahrungsverwerter, da sie die Proteine im Gras nicht mit Hilfe von symbiontischen Bakterien aufschließen können. Daher sind sie auf frisch geschossenes Gras angewiesen, dessen Spreiten noch nicht so stark verholzt sind. Diese sind für die Gänse noch verdaulich. Somit ist das Gras aus dem Frühjahr für die Gänse am besten geeignet.
Die "Green Wave Hypothese" besagt nun, dass die Gänse immer mit dem Frühling in den hohen Norden ziehen und so an ihren Zwischenrastplätzen immer optimale Nahrung vorfinden.
Wenn es durch den Klimawandel nun zu einer Erwärmung der Nordhalbkugel kommt, wird sich diese nach den aktuellen Prognosen nicht in allen Bereichen gleich stark auswirken. Dadurch könnte das zeitlich abgestimmte Nutzungsmuster der Gänse auf dem Weg aus den Winterquartieren in das Brutgebiet aus dem Rhythmus kommen - nicht bisher unbekannten Konsequenzen.

Schnee und Eis beeinflussen Bruterfolg

Doch das Wetter. Niederschläge und Schneelagen beeinflussen nicht nur die Gänse auf dem Zug ins Brutgebiet, sondern auch direkt ihren Brut- und Aufzuchterfolg in der Arktis. In milden Frühjahren beginnen die Gänse sofort mit der Eiablage. In großen Bereichen des Brutgebietes beginnt die Brutzeit synchron und die Küken schlüpfen innerhalb weniger Tage. In kalten Wintern hingegen bleibt der Schnee in vielen Teilen des Gebietes sehr lange liegen und die Gänse können nicht mit der Brut beginnen. Sie müssen auf bessere Bedingungen warten und verbrauchen dabei notwendige Fettreserven. Schlimmstenfalls beginnen sie nicht mit der Eiablage oder geben das Gelege auf.

Kalte Sommer mit starken Niederschlägen können zu erhöhter Jungvogelsterblichkeit führen. Frühzeitiger Schneefall - wenn z.B. die Jungvögel noch nicht flügge sind - kann dazu führen, dass die Altvögel ihre Brut zurücklassen müssen.

Änderungen des globalen Klimas haben Auswirkungen auf die Verteilung der Schneefälle, die Frühjahrstemperaturen und auch die Niederschläge. Ob und in wieweit sich die Klimaveränderungen positiv oder negativ auf die arktischen Gänse auswirken, kann aktuell nicht abgeschätzt werden. Derzeit befassen sich viele Forschungsprojekte mit der Frage nach den Wirkfaktoren zwischen Witterung, Schneelagen, Prädatoren, Infektionen und Parasiten sowie den Wildgänsen.

Arktis-Temperaturen steigen auf Rekordhoch

Der Klimawandel in der Arktis nimmt dramatische Ausmaße an: Die Temperaturen in diesem Herbst liegen um satte fünf Grad über dem Normalwert - und damit so hoch wie noch nie seit Beginn der Messungen, das berichtet der SPIEGEL. Nun schmilzt das Eis im hohen Norden noch schneller, es droht eine Kettenreaktion.
Der jährliche Bericht der US-Wetter- und Ozeanbehörde NOAA verheißt nichts Gutes: Die Temperaturen in der Arktis liegen um fünf Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Der Grund sei unter anderem der zuletzt dramatische Verlust von Meereis: Je weniger Eis auf der Wasseroberfläche schwimmt, desto weniger Sonnenlicht wird ins All reflektiert. Die Folge: Das Wasser und damit auch die Luft erhitzen sich noch schneller, wodurch wiederum mehr Eis schmilzt - der Klimawandel in der Arktis verstärkt sich durch diesen Rückkopplungseffekt selbst und ist deutlich stärker ausgeprägt als in anderen Weltregionen.
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Aktuelle Informationen über das Polareis

Das National Snow and Ice Data Center der Vereinigten Staaten gibt auf seiner Internetseite stetig aktualisierte Informationen zum Zustand des Eises in der Arktis. Lesen Sie hier.