Hauptziele der Expedition

Für mehr als zehn Jahr haben keine ornithologischen Expeditionen mehr auf die Kanin-Halbinsel stattgefunden. Daher wollten wir das Wissen über die Verbreitung und Anzahl dort brütender Vogelarten aktualisieren. Insbesondere wollten wir mehr über den aktuellen Status der dort im Sommer lebenden Blessgänse erfahren.
Wir wissen aus den Ergebnissen der Satellitentelemetrie, dass Kanin ein wichtiger Trittstein auf dem Zugweg der Bless- und Nonnengänse ist. Daher wollten wir diese wichtigen Frühjahrsrastplätze der Blessgänse besuchen. Ein wichtiger Punkt war es auch, die informationen über die Auswirkungen der Frühjahrsjagd an der Westküste von Schoina in der Nähe der Dörfer Shoina, Kia, Chizha and Nes zu sammeln.
Auch sollten hier Untersuchungen über die Brutbiologie und Nahrungsökologie der dort im Sommer lebenden Blessgänse durchgeführt werden. Wir mausern sie, aber es gibt auch Brutpaare.
Ebenfalls interessierte uns aber auch der aktuelle Status der Tundrasaatgans und der Nonnengans. Wir haben daher Transsekterfassungen der Nestdichten sowie Zählungen in den Nonnenganskolonien durchgeführt.
Zudem wollten wir auch auf Kanin Gänse fangen und markieren.

Kanin-Halbinsel: das Untersuchungsgebiet

Das Hauptuntersuchungsgebiet lag im Nordwesten der Kanin-Halbinsel, am Unterlauf des Shoina-Flusses mit Tundren, Sümpfen und Salzwiesen. Dreimal haben wir während der Expedition 2-4tägige Bootstouren unternommen und sind per Fuß auf einer südöstlichen Route ins Landesinnere gewandert, um die wasserreichen Ebenen in den Zentralbereichen zu erkunden.

Avifauna Kanins

Wir konnten wichtige Informationen über insgesamt 72 Vogelarten sammeln. Es konnten Brutnachweise für seltene Vogelarten der Tundra, wie die Steppenweihe, zu erbringen. Zudem wurde eine Kaisergans in einem Mausertrupp von 600-700 Nonnengänsen beobachtet. Singschwäne sind eine weit verbreitete Brutvogelart auf der Kaninhalbinsel. Es wurden zudem ebenfalls Mauserplätze der Singschwäne gefunden. In Trupps von 2-4 bis hin zu 15-20 Individuen mausern Singschwäne überall in der nassen Tundra im Zentralgebiet der Halbinsel.

Ergebnis der Gänsestudien auf Kanin

Insgesamt konnten wir nur 7 Blessgansfamilien beobachten. Diese Beobachtungen erfolgten allesamt an der Grenzlinie von Salzwiese zur Bultentundra im Nordosten des Shoina-Flussdeltas. In der sumpfigen Tundra wurde nur eine Blessgans in einem Trupps von mehr als 100 mausernden Tundrasaatgänsen gesehen.
Wir besuchten zahlreiche Plätze, an denen die Blessgänse auf dem Frühjahrszug rasten, wie die Satellitensenderdaten von 2006-09 zeigen. All diese Plätze waren nasse, anmoorige Bultentundren, wo die Gänse intensiv gefressen haben. zudem gab es einige Plätze, die sich als sumpfige Täler zwischen der bultigen Tundra oder auf moorigen Ebenen herausstellten. Überall hier fraßen die Blessgänse die Stengelbases vom Wollgras <i> Eriophorum polystachion</i>, die zwischen Torfmossen wachsen.

Diese Habitate machen etwa 30-40% aller Tundren der Kanin-Halbinsel aus.
Den Hauptanteil der im Sommer anwesenden Gänse auf Kanin stellt die Tundrasaatgans, die sowohl als Brutvogel als auch als Mauervogel häufig ist.
Nonnenganskolonien an der Mündung des Shoina-Flusses wurden aktuell auf 8-10.000 Brutpaare geschätzt. Im Mündungsgebiet des Kia-Flusses, im Südwesten von Kanin, brütet die Nonnengans momentan nur sporadisch mit nur 2-4 Brutpaaren.

Markierung von Gänsen

Ende Juli und Anfang August haben wir mehrmals Fangeinsätze im Unterlauf des Shoina-Flusses durchgeführt, um Saatgansfamilien zu fangen, beringen und zu vermessen. Im Ergebnis konnten wir 21 Vögel markieren (8 Adulte und 13 Juvenile), die mit gelben Halsmanschetten markiert wurden.

Expeditionsdaten und Teilnehmer

Es handelte sich bei der Expedition im Sommer 2010 nach Kanin um eine gemeinschaftliche Expedition der Russischen Gänse Gruppe (RGG), die auch Partner im Gänseforschungsprojekt ist. Die Expedition fand vom 2. Juli bis zum 9. Aug 2010 statt. Die Teilnehmer waren K. Litvin, O.Anisimova, S. Rozenfeld, M. Ivanov (Moskau), A. Kondratyev, E.Zayanagutdinova, P. Kondratyev (St.Petersburg).
Die Expedition wurde durch die finanzielle Hilfe des Vogelschutz-Komitee (VsK) e.V. und der Russischen Vogelwarte (Moskau) ermöglicht.