Sonntag, der 21. April, ist der World Curlew Day (Welt-Brachvogeltag). Der Tag, um auf die Brachvögel weltweit aufmerksam zu machen. Aber es gibt nicht viel Grund zum Feiern. Zwei der acht weltweit vorkommenden Brachvogelarten sind inzwischen (fast) ausgestorben und drei weitere stehen auf der Liste der bedrohten Arten. Auch um unseren norddeutschen Brachvogel steht es schlecht.
Weltweit gehen die Bestände der Brachvögel teils dramatisch zurück. Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielfältig, aber das Verschwinden geeigneter Lebensräume in den Brutgebieten, auf den Durchzugsstationen und in den Überwinterungsgebieten scheint bei allen Arten ein ein entscheidender Faktor zu sein. Auch in Niedersachsen steht der Brachvogelbestand unter starkem Druck. In nur 15 Jahren ist der niedersächsiche Bestand um mehr als die Hälfte zurückgegangen, von geschätzten 3.500 Paaren in den Jahren 2005-2008 auf 1.250 Paare Ende der 2010er Jahre. Es überrascht nicht, dass der Brachvogel auf der niedersächsischen Roten Liste der Brutvögel als Kategorie 1 "vom Aussterben bedroht" geführt wird.
Im Sturzflug
In den letzten Jahren hat das Bestandsmonitoring gezeigt, dass der Bruterfolg viel zu gering ist. Viele Nester werden bereits während der Bebrütung ausgeraubt oder bei landwirtschaftlichen Arbeiten zerstört. In einigen wichtigen Brutregionen sind Artenschützer daher dazu übergangen, die Nester der Brachvögel durch die Installation eines Stromzaunes zu schützen. Durch diesen „Küken- und Gelegeschutz“ ist zumindest der Schlupferfolg angestiegen. Allerdings überlebnen die meisten Jungvögel die erste Woche nach dem Schlüpfen nicht. Viele Wiesen werden genau in dieser Zeit gemäht oder sind bereits kurz geschnitten, so dass sie kaum noch Unterschlupf in ihren Futtergebieten finden. So werden die Küken leicht Opfer von Raubtieren oder Mähern werden. Um eine stabile Population zu erhalten, müssen Brachvögel jedes Jahr 0,68 Junge pro Paar aufziehen. Derzeit liegt der Durchschnitt sehr viel niedriger, so dass sich die Population kaum verjüngt, sondern durch die natürliche Sterblichkeit der Altvögel stetig abnimmt. Es überrascht nicht, dass die Situation inzwischen prekär geworden ist.
Das Ruder herumreißen!
Daher brauchen Brachvögel den Schutz der bestehenden Lebensräume und zusätzlich eine großflächige Optimierung ihrer Lebensräume. Sie brauchen große zusammenhängende offene Flächen mit einem Mosaik aus blütenreichen und strukturreichen Heuwiesen, in denen die Nester von Fressfeinden nicht so leicht entdeckt werden und die Jungen reichlich Nahrung und Schutz finden, einen gesunden Grundwasserspiegel, der dafür sorgt, dass der Boden nicht austrocknet und die Brachvögel mit ihren langen Schnäbeln nach Herzenslust nach Wirbellosen suchen können.
Vor dem Hintergrund des laufenden Klageverfahrens wegen großer Mängel u.a. im Wiesenvogelschutz der EU gegen Deutschland besteht nicht nur dringende Notwendigkeit sondern auch die Gelegenheit, den Schutz des Brachvogels in Deutschland grundlegend zu verbessern. Die Bundesländer, allen voran Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen und Schleswig-Holstein müssen diese Chance ergreifen.