Studie: Viele Gänse bedeuten nicht weniger Ernte

Die Gänsepopulationen sind in den letzten Jahrzehnten sprunghaft angestiegen, und die Konflikte zwischen Gänsen und Landwirtschaft haben sich entsprechend verschärft. Es scheint logisch: Mehr Gänse fressen mehr Gras, so dass für den Landwirt weniger zu ernten bleibt. Zwei aktuelle Studien legen jedoch nahe, dass dies nicht so einfach ist. In den Niederlanden untersuchte ein internationales Team des NIOO-KNAW untersuchte die Bedeutung von Zahl und Art der Gänse auf landwirtschaftliche Schäden.

 

Quelle: Nelleke H. Buitendijk, Monique de Jager, Menno Hornman, Helmut Kruckenberg, Andrea Kölzsch, Sander Moonen und Bart A. Nolet. Journal of Applied Ecology, November 2022, frei zugänglich: besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.14306

Die Gänsepopulationen sind in den letzten Jahrzehnten sprunghaft angestiegen, und die Konflikte zwischen Gänsen und Landwirtschaft haben sich entsprechend verschärft. Es scheint logisch: Mehr Gänse fressen mehr Gras, so dass für den Landwirt weniger zu ernten bleibt. Zwei aktuelle Studien legen jedoch nahe, dass dies nicht so einfach ist. In den Niederlanden untersuchte ein internationales Team des NIOO-KNAW untersuchte die Bedeutung von Zahl und Art der Gänse auf landwirtschaftliche Schäden. "Weniger Gänse bedeuten nicht automatisch weniger Schäden", sagt die Tierökologin Nelleke Buitendijk von NIOO-KNAW. Buitendijk und ihre Kollegen verwendeten Daten aus detaillierten monatlichen Gänsezählungen in den friesischen Unterkunftsgebieten. Sie kombinierten diese Daten mit Bewegungsdaten von Gänsen, die spezielle GPS-Sender trugen. Auf diese Weise konnten sie den Weidedruck pro Feld berechnen und mit den von Gutachtern geschätzten Ertragsminderungen vergleichen. "Nur bei den Nonnengänsen haben wir einen klaren Zusammenhang zwischen Gänsen und Ertragsminderungen festgestellt", erklärt Buitendijk. "Aber diese Beziehung ist eher eine Kurve als eine gerade Linie: Der Schaden pro Nonnengans nimmt ab, wenn die Felder intensiver beweidet werden." Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung gibt es keinen „mehr Gänse mehr Schäden“-Zusammenhang. Neben der Anzahl der Gänse ist es auch der Beweidungszeitpunkt wichtig. Im Untersuchungsgebiet am IJsselmeer können Nonnengänse wie auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis in den Mai hinein bleiben. Die größeren nordischen Graugänse und die arktischen Blässgänse ziehen viel früher in die Brutgebiete ab. Diese größeren Arten bevorzugen auch höheres Gras, da sie einen größeren Schnabel haben, und fressen die Grünlandflächen nicht so kurz. Aufgrund dieser Unterschiede sind nicht alle Arten gleichermaßen für Schäden in der Landwirtschaft verantwortlich. Auch sind die größeren Gänsearten sind in den Gebieten mit den höchsten Frühjahrsschäden seltener anzutreffen. Häufig wird gerade im Hinblick auf die Nonnengänse eine Bestandsreduktion gefordert. Dies wird von den Forschern aber kritisch gesehen, denn nicht immer haben Managementansätze die erwartete oder gewünschte Wirkung, zumal die Nonnengänse sich auf nur wenige Regionen an der Küste konzentrieren.